Harnos und Hüttl wollen bleiben!DEB Präsidiumswahl:
Am Tiefpunkt des deutschen Eishockeys und seines Spitzenverbandes sagen die dafür Verantwortlichen: jetzt erst recht! Harnos und Hüttl kandidieren nach 10 Monaten der Vorbereitung erneut und wollen vier weitere Jahre in ihren Ämtern verweilen. Unterstützung finden sie dabei offenbar bei den größten Landesverbänden (LEVs), insbesondere dem bayerischen Verbandspräsidenten und LEV-Sprecher Dieter Hillebrand, der extra am Pressegespräch zur Verkündung der Botschaft teilnimmt.
Nach Jahren stetigen Sommertheaters, Pannen und jahrelang öffentlich geführte Auseinandersetzungen um die Besetzung des Sportdirektor-Postens, bis hin zur erstmals in der Geschichte verpaßten Olympia-Qualifikation des A-Nationalteams fällt die Bilanz des amtierenden Präsidiums nicht eben erfolgreich aus: In der Theateraufführung des Jahres 2011 über den Kooperationsvertrag mit der Deutschen Eishockey Liga (DEL) wurde der fehlende Auf- und Abstieg zur Eliteliga auf mindestens sieben Jahre sowie der Verlust der halben Verantwortung für das A-Nationalteam zementiert, 2012 folgte das Einknicken und ein verlorener Rechtsstreit mit der 2. Liga um eigene Stimmrechte und den nicht realisierten sportlichen Abstieg von Bremerhaven, und im vergangenen Sommer war nach monatelangen Auseinandersetzungen der gänzliche Verlust von Zweitligaführung und aller, bis auf einen -geschäftsanteil zu verbuchen. Erich Kühnhackl, Deutschlands Eishockeyspieler des Jahrhunderts, zieht daraus seine eigene Konsequenz, verzichtet auf eine nochmalige Kandidatur als Vizepräsident Sport und kann "eine neue berufliche Herausforderung, die sich abzeichnet, nicht ausschlagen", wie es in einer DEB-Mitteilung heißt. Ein Nachfolger wurde noch nicht gefunden. Hüttl ist aber zuversichtlich, nun kurzfristig bis Juni Vollzug in dieser Kandidatenfrage melden zu können.
Dafür ist zwei Jahre nach dem Rücktritt von Raymond Schneeweiß der Posten des Vizepräsident Finanzen ab sofort kommissarisch neu besetzt: Der 42-jährige Unternehmer Rudolf "Rudi" Kuhn aus dem hessischen Schwalbach wird sich dieser Verantwortung und der ordentlichen Wahl im Juli stellen. Die Berufung ist überfällig, denn bislang verantwortete Hüttl diesen Geschäftsbereich zusätzlich zu seinen eigenen Aufgaben für Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit. Kuhn stößt auf Vermittlung von Hüttl zum Präsidium und "hat sich bereits den größten LEVs vorgestellt und einen sehr professionellen Eindruck hinterlassen", wie Hillebrand ausführt: „ Insbesondere im Bereich Prozeßoptimierung gibt es für den Verband in den nächsten Jahren noch einige Aufgaben zu bewältigen. Der DEB hat sich hier offensichtlich einen Top-Mann geangelt. Rudolf Kuhn ... genießt unser vollstes Vertrauen.“ Nägel mit Köpfen macht das amtierende Präsidium auch noch wenige Tage vor Ablauf seiner Amtszeit mit der neu geschaffenen Position des DEB-Geschäftsführers. Unter Verzicht einer in anderen Verbänden und Organisationen üblichen Ausschreibung einer solchen Stelle, wird der 43-jährige Sven Zywitza ab 01.07.2014 hierfür berufen und soll in dieser Funktion die DEB-Geschäftsstelle leiten sowie insbesondere die kaufmännischen Belange und die Verwaltung des Spitzenverbands verantworten. Dabei wird er eng mit Pat Cortina zusammenarbeiten, der neben ihm als Sportdirektor für die sportlichen Belange zuständig ist. Bis Oktober letzten Jahres war Zywitza Kaufmännischer Leiter der ERC Ingolstadt Eishockeyclub GmbH, für die er zuvor nach seinem Betriebswirtschaftsstudium seit 2005 zunächst vier Jahre lang als Geschäftsführer tätig war. Zwischen 1988 und 2002 spielte der gebürtige Stuttgarter 168-mal in der DEL für die Augsburger Panther und den ERC Ingolstadt. 1995 nahm er für Deutschland an der Weltmeisterschaft in Schweden als Stürmer teil.
Damit bringt das Präsidium die vor drei Jahren eingeleitete Abschaffung des Generalsekretärpostens zuende, die mit der lange Zeit ersatzlosen Entmachtung von Franz Reindl als Sportverantwortlichen begann. Zuletzt füllte der Olympia-Bronzemedaillengewinner von 1976 die Position nach eigenen Angaben sogar nur noch ehrenamtlich aus, wohingegen Hüttl angibt: "Seinen Aufwand als Generalsekretär hat Franz Reindl dem DEB in Rechnung gestellt und wurde und wird noch immer hierfür vergütet. Er bleibt bis Ende Juni als Generalsekretär im Amt, und wir haben diesen Sachverhalt gemäß unseres Transparenzversprechens jetzt bekannt gemacht." Harnos ergänzt: "Er wird sich nun auf die Ausrichtung der WM 2017 konzentrieren können. Darüber hinaus nimmt Franz internationale Aufgaben wahr und ist ferner Geschäftsführer der Vermarktungsgesellschaft der Nationalmannschaft. Insofern haben wir quasi die Rollen und Aufgaben neu definiert.“, erklärt Harnos hierzu.
Bislang haben keine anderen Personen ihre Kandidatur für das DEB-Präsidium erklärt.