Harnos: „Ich werde das leckgeschlagene Schiff nicht verlassen“Interview mit DEB-Präsident Uwe Harnos

DEB-Präsident Uwe Harnos. (Foto: Daniel Fischer - www.stock4press.de)DEB-Präsident Uwe Harnos. (Foto: Daniel Fischer - www.stock4press.de)
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Hockeyweb: Herr Harnos, wir möchten Ihnen zunächst gratulieren...

Harnos: „Sie wollen mich auf den Arm nehmen.“

Hockeyweb: Nein, wir wollen Ihnen zur souveränen Olympia-Qualifikation der Frauen-Nationalmannschaft gratulieren. Können Sie sich darüber denn heute so richtig freuen?

Harnos: „Darüber muss man sich im deutschen Eishockey sehr freuen. Der Erfolg der Frauen ist wichtig für unser Verhältnis zum DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund), zur IIHF (International Ice Hockey Federation), die beide großen Wert auf die Entwicklung des Frauen-Eishockeys legen und für die Förderung durch das BMI (Bundesinnenministerium)."

Hockeyweb: Und damit sind wir schon bei der Frage, welche finanziellen Auswirkungen die verpaßte Olympia-Qualifikation der Männermannschaft für das deutsche Eishockey hat. Wieviele Fördergelder des BMI gehen denn wann verloren?

Harnos: „Ein Wegfall von Fördermitteln ist dadurch nicht zwingend gegeben. Die Männermannschaft gilt als wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb des Verbandes und wird deshalb nicht durch das BMI gefördert. Fördergelder erhalten wir grundsätzlich nur für die Frauen und die U-Mannschaften (Nachwuchs). Inwieweit die Nicht-Qualifikation der Männer Auswirkungen auf unsere im Juni stattfindenden Zielvereinbarungsgespräche mit dem DOSB haben werden, lässt sich heute noch nicht absehen. Die Grundförderung ist ja ohnehin immer an einen kompletten olympischen Zyklus, jetzt also bis 2014, festgeschrieben.“

Hockeyweb: Und lässt sich schon absehen, wieviele Sponsorengelder Ihnen verloren gehen werden?

Harnos: „Auch hier werden wir keine Einbußen haben. Unser Vermarktungsvertrag mit Infront läuft noch eineinhalb Jahre. Die Zahlungen sind an keinen konkreten sportlichen Erfolg gekoppelt.“

Hockeyweb: Worin sehen Sie denn die Gründe für das Scheitern und welche Folgerungen ziehen Sie?

Harnos: „Wir haben einfach zu viele Torchancen ausgelassen. Wenn wir die Möglichkeiten zum 2:0 und 3:1 gegen Österreich genutzt hätten und der Schuss zum 1:1 nicht abgefälscht worden...“

Hockeyweb: Pardon, Herr Harnos, aber Sie wollen doch nicht nach zwei erfolglosen Turnier-Chancen, das Ticket für Sotschi zu lösen, nämlich bei der WM im letzten Jahr und dem Heimturnier nun in Bietigheim, über fehlendes Glück im Spiel gegen Österreich lamentieren?

Harnos: „Nein, aber sportlicher Erfolg lässt sich nicht planen. Das macht ja auch die Faszination des Spiels aus. Bei der WM in Schweden hat es zwischen Trainer und Mannschaft nicht gepasst. Daran hat es mit dem neuen Trainer Pat Cortina diesmal nicht gelegen. Wir haben organisatorisch alle Voraussetzungen geschaffen, um das Turnier erfolgreich zu gestalten, haben uns auch an die Halle gewöhnen können. Das Publikum war phantastisch und hat das Team immer wieder nach vorne getrieben. Die Tore muss dann aber die Mannschaft schießen.“

Hockeyweb: Sie sprechen den neuen Trainer an. Was gab denn eigentlich für Pat Cortina als Bundestrainer und dann sogar als Sportmanager bei seiner Verpflichtung den Ausschlag?

Harnos: „Wir hatten ja fünf Kandidaten, die uns vom zuständigen Kompetenzteam Sport (mit je zwei Vertretern aus Deutscher Eishockey Liga und Deutschem Eishockey-Bund, Anm. d. Red.) vorgeschlagen wurden. Mit diesen allen haben wir gesprochen. Für Pat Cortina sprach das Gesamtpaket, ihn auch als Sportmanager verpflichten zu können, seine internationale und seine Ligenerfahrung. Und ich sage ganz klar, an ihm hat das Scheitern sicher nicht gelegen.“

Hockeyweb: Das klingt nach einem ratlos-zufriedenen 'weiter so'. Wird es denn keine kritische Aufarbeitung der Geschehnisse geben?

Harnos: „Für die sportliche Aufarbeitung ist das Kompetenzteam Sport zusammen mit dem Trainerteam und Sportdirektor zuständig. Von 'Charly' Fliegauf als Sprecher dieses Teams erwarten wir hier schnellstmöglich Ergebnisse. Im übrigen sollten wir auch die anstehende Weltmeisterschaft abwarten und dann eine Gesamtwürdigung der sportlichen Situation vornehmen.“

Hockeyweb: Und strukturelle oder konzeptionelle Probleme schließen Sie gänzlich als Ursache aus?

Harnos: „Strukturell muss man sich immer hinterfragen. Das ist ein laufender Prozess, den wir zum Teil auch mit dem DOSB durchführen.“

Hockeyweb: Nun gab es heute schwere Vorwürfe und Rücktrittsforderungen an Ihre Person. Unter anderem soll Alois Schloder massiv Kritik an Ihnen persönlich geübt haben. Was entgegnen Sie den Kritikern und schließen Sie Ihren zeitnahen Rücktritt aus?

Harnos: „Ich konnte noch nirgends konkrete Kritik und Vorwürfe vernehmen. Mit diesen würde ich mich konstruktiv auseinandersetzen. Es hat auch niemals Einzelentscheidungen von Herrn Harnos gegeben, sondern stets nur Gremienentscheidungen. Meiner Verantwortung in diesen Gremien stelle ich mich. Im übrigen ist das Präsidium des DEB (Deutscher Eishockey-Bund) bis Juni 2014 gewählt und es wäre sicher der falsche Weg, das leck geschlagene Schiff nun zu verlassen.“

Hockeyweb: Herr Harnos, wir danken Ihnen für das Gespräch!


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