Harnos: "Ich spreche nur über Sport!"Kopfschütteln beim DEB

Am Morgen überraschte Beck mit seiner Ankündigung, eine neue Liga gründen zu wollen und diese für fünf Spielzeiten jeweils mit einer Million Euro aus seinem Privatvermögen auszustatten, sofern Harnos augenblicklich zurücktreten würde. „Der ist mein Feind und muss weg“, erklärte der Immobilien-Eigner seine Initiative. „Das ist nicht mein Vokabular, und deshalb äußere ich mich dazu auch nicht“, erklärte Harnos schlicht: „Ich glaube, dieser Vorgang spricht für sich.“
Bereits am Mittag nahm das DEB-Präsidium zu Becks Vorwürfen Stellung, der DEB-Aufsichtsrat sei von Harnos gesteuert und hätte seinen Cannibals deshalb die Lizenz verweigert: „Für die Lizenzierung der Bundesliga-Clubs ist nach dem Gesellschaftsvertrag der ESBG (Eishockey Spielbetriebs-GmbH, als Ligen-Betreiber) allein deren Aufsichtsrat zuständig. Der DEB hat keinen Aufsichtsrat und war bis heute nie mit der Lizenzierung der Clubs befasst und hat darauf auch keinen Einfluss“, klärte das Gremium Beck auf. „Die Vorhalte des Herrn Beck gegen den DEB und seinen Präsidenten entbehren somit jeglicher Grundlage“, sind unsachlich und gehen ins Leere, hieß es dazu weiter.
Auch sei es nach gesicherten Erkenntnissen des DEB Beck selbst gewesen, der die Nachricht von der Lizenzverweigerung seiner Landshut Cannibals durch den ESBG-Aufsichtsrat „an die Presse gegeben“ und öffentlich gemacht hat. Für mögliche wirtschaftliche Folgen dieses Vorgangs sei Beck deshalb genauso selbst verantwortlich, wie die Cannibals für die Gründe, die zu der Entscheidung des ESBG-Aufsichtsrats geführt haben.
Auch mit den von Beck immer wieder in den Raum gestellten Behauptungen, der DEB würde als Mehrheitsgesellschafter der ESBG deren Entscheidungen im Bereich der Ligenverwaltung diktieren oder blockieren, räumte das DEB-Führungsgremium auf: „Solche Einflussnahmen oder Versuche hat es in der Vergangenheit bis heute nicht gegeben.“ Auch ist Beck erst wenige Wochen im ESBG-Kreis dabei und müsse sich fragen lassen, „woher er seine vermeintlichen Erkenntnisse hat“, hieß es weiter. Mit der Realität hätten sie jedenfalls nichts zu tun, was anhand von Sitzungsprotokollen auch nachzulesen sei.
Der Abschluss eines neuen Kooperationsvertrages zwischen DEB und ESBG, mit dem Beck seine Drohkulisse gegen den Verband aufzubauen versucht, sei gar nicht notwendig; eines solchen bedürfe es gar nicht, wird dem Funktionärsnovizen aus Niederbayern schließlich beschieden: „Das Verhältnis beider Organisationen ist in deren Satzung bzw. Gesellschaftsvertrag geregelt. Wolle man daran etwas ändern, müssten diese mit den erforderlichen Mehrheiten geändert werden“, hieß es vom Verband.
Und auch die Drohung, vereinbarte Abgaben der Clubs nicht mehr zu entrichten, würde den DEB nur bedingt treffen: „Von den 518.000 Euro Verbandsabgaben aller ESBG-Clubs der zuletzt abgerechneten Saison 2010/11erhielten zunächst die Landesverbände 160.000 Euro für ihre Basisarbeit, 238.000 Euro verblieben zur Bundesliga-Verwaltung bei der ESBG und mit 120.000 Euro bekam der DEB nur den kleinsten Anteil des Topfes. Darauf zu verzichten, wäre sicher schmerzlich, das würden wir aber durchstehen“, hieß es vom DEB.
Das ganze Gerede bis hin zur Gründung einer neuen, ‚wilden’ Liga, die ohne Verbandsbindung spielt, schade letztlich nur dem deutschen Eishockey, zeigte sich das DEB-Präsidium verärgert. Stattdessen sollte man sich der Lösung drängender sachlicher Fragen zuwenden. Persönliche Angriffe und Machtkämpfe gelte es zu unterlassen. „Ich rede nur über Sport!“ beschied Harnos auf Nachfrage, „und nicht über Machtkämpfe und Krieg. Im Krieg sterben Menschen.“ Das allein ist aber im Streit zwischen Teilen der ESBG-Clubs und dem DEB wohl nicht zu befürchten.