Für Marco Sturm sind aller guten Dinge Leon DraisaitlNHL-Superstar verstärkt die Nationalmannschaft
"Es ist toll, dass er hier ist!" Bundestrainer Marco Sturm ist von Leon Draisaitl begeistert. (picture alliance/Arne Bänsch/dpa)Aller guten Dinge sind Drei, heißt es in einem alten Sprichwort. Für das deutsche Eishockey gilt: Aller guten Dinge sind Draisaitl. Genauer gesagt: Leon Draisaitl. Der Superstar von den Edmonton Oilers aus der nordamerikanischen Profiliga NHL. Der 22 Jahre alte Weltklassestürmer steht dem Nationalteam in diesem Jahr nach dem Verpassen der NHL-Play-offs seiner Edmonton Oilers Sturm bereits gut zwei Wochen vor dem Beginn der Weltmeisterschaft (4. bis 20. Mai) in Dänemark zur Verfügung.
„Ich kann es immer nur wieder erwähnen, einen Spieler wie Leon nehmen wir gerne auf. Es ist einfach toll, dass er da ist. Durch ihn kommt ein ganz neuer Wind ins Team. Er zieht die anderen Jungs mit “, freut sich Bundestrainer Marco Sturm auf die willkommene Verstärkung für „Phase 3“ der WM-Vorbereitung. Natürlich würde Leon lieber noch mit seinen Oilers um den Stanley-Cup spielen. Aber: „Sobald das nicht mehr der Fall ist und die Möglichkeit besteht, bin ich immer bereit, für die Nationalmannschaft zu spielen. Das liegt auch an Marco Sturm. Beim Nationalteam ist es sehr familiär. Wir kommen aller gerne.“
Der Olympia-Zweite Deutschland spielt am Donnerstag in Wolfsburg (19.15 Uhr) und am Samstag in Berlin (17.45 Uhr/beide Sport1) gegen Frankreich. Ob Draisaitl, der nach eigenem Bekunden noch etwas unter „Jetlag“ leidet, schon dabei ist, ist noch unklar. „Wir entscheiden kurzfristig, wie viele und ob Leon überhaupt ein Spiel macht. Wir hatten noch gar keine Gelegenheit, groß miteinander zu sprechen, seitdem er hier ist", erklärt Sturm.
Beim Wunder von Pyeongchang fehlten die NHL-Stars, weil die Liga während Olympia nicht pausierte. „Das ist schon ärgerlich. Olympia ist nur alles vier Jahre. Und für wahrscheinlich jeden Sportler das Karriere-Highlight. Aber es ist nicht mein Job, dies zu ändern“, sagt Draisaitl. Natürlich hat er die unglaublichen Auftritte des DEB-Teams verfolgt: „Auch wenn es in der Nacht war. Die Nordamerikaner haben ganz schön geschluckt. Die Deutschen können ja auch Eishockey spielen. In LA bin ich beim Finale gerade noch rechtzeitig vom Eis gekommen. Am Ende war es dann etwas unglücklich für uns. Aber wir haben ein Ausrufezeichen gesetzt. Da war kein Glück dabei. Wir haben es verdient. So was hilft dem deutschen Eishockey extrem. Wir sind in aller Munde. Auch in den sozialen Medien. Da hat sich viel geändert“, weiß Leon.
Das sah man auch im Presseraum im Welli. Der war rappelvoll. Eine Phalanx aus Kameras und Mikrofonen. Draisaitl blieb dennoch gelassen. Er kennt das. Er spielt in Kanada. Und dort ist Eishockey Religion. Als Profi ist man dort automatisch eine Person des öffentlichen Lebens. Sturm: „Er ist ein absoluter Leader. Bei den Oilers und natürlich bei der Nationalmannschaft. Aber er hat sich nochmal weiterentwickelt.“ Ob Draisaitl auch das Amt des Kapitäns übernimmt, lässt Sturm noch offen: „Darauf habe ich mich noch nicht festgelegt. In den Testspielen werden immer wieder andere Kapitän sein. Dass hat aber in Richtung WM nichts zu sagen.“
Aus Nordamerika könnten noch einige Stars das Team verstärken. Stanley-Cup-Sieger Dennis Seidenberg (New York Islanders) kommt in der nächsten Woche für die Tests gegen Dänemark (25. April) und Südkorea (27. April) dazu. AHL-Profi Markus Eisenschmid und Frederik Tiffels aus der unterklassigen ECHL sowie College-Spieler Marc Michaelis sind bereits im Kader. In der NHL deutet sich zudem ein frühes Play-off-Aus für Verteidiger Korbinian Holzer, Stürmer Tobias Rieder und Torhüter Philipp Grubauer an. Damit könnte das deutsche Team mit bis zu acht Nordamerika-Profis in die WM starten. Sturm: „Dennis kommt, Holzer hat auch zugesagt. Bei den anderen warten wir noch ab.“ Zehn Nationalspieler sind zudem noch in der Finalserie der Deutschen Eishockey-Liga beschäftigt. Dafür müssten andere weichen. Sturm: „Das ist mein Job. auszusortieren. Aber die Spieler wissen das. Das Gute ist, dass die Jungs im Finale alle schon beim DEB waren, nicht viel Eingewöhnungszeit brauchen. Dennoch wäre ich schon froh, wenn die Serie früh zu Ende geht. Egal für wen.“ Vor überzogenen Erwartungen bei der WM warnt Draisaitl trotz der Silber-Euphorie. Eine Zielsetzung will er daher nicht ausgeben: „Das ist jetzt noch ein bisschen früh. Generell sollten wir sehr, sehr vorsichtig sein. Das wissen wir als Mannschaft genau“, erklärt der Sohn des Kölner-Haie-Trainers Peter Draisaitl. Auf das Spiel im Welli am Samstag freut er sich besonders: „Es ist ein legendäres Stadion. Die Stimmung dort ist fantastisch. Das letzte Mal war ich mit der DNL hier.“ Das war 2012. In diesem Jahr wurde er mit den Jungadlern Mannheim Deutscher Meister.
Der DEB musste eine exorbitante Versicherungssumme für seinen Star bezahlen. Immerhin hat er einen mit 68 Millionen Dollar dotierten Achtjahresvertrag unterzeichnet. Sturm: „Sicher war das nicht billig. Stand aber nie zur Diskussion.“ Auf einen wie Leon will kein Trainer der Welt verzichten. Für Sturm sind aller guten Dinge Drai-saitl.