Ein Trio bietet sich an
Berichte aus der Frauen-BundesligaWas ein einziges Tor, dazu auch noch als Konsequenz eines Leichtsinnsfehlers des Frankfurter
Mittelstürmers Martin Reichel, ausmacht! Die Nachlässigkeit des “Deutschen Meisters” Reichel
sorgte dafür, dass Valentin Wirz, ein 22-jähriger Stürmer aus dem schweizerischen
Fribourg-Gotteron, das Gefüge im Deutschen Eishockey Bund veränderte und vielleicht sogar auf
Jahre hinaus die Weichen in eine andere Richtung stellte. Niederlage gegen die Eidgenossen,
Viertelfinale verpasst und die darauffolgende Journalistenschelte, die sicherlich zum allergrößten Teil
ausgeblieben wäre, hätte eben dieser Wirz den Fehler eben jenes Lions-Angreifers Reichel nicht
ausgenutzt. Die Konsequenz: Bundestrainer Hans Zach blieb sich (leider) treu; der Mann mit dem
Glaskinn, der viel austeilen, aber wenig einstecken kann, warf das Handtuch. Nach sechs Jahren
unter dem Strich sehr erfolgreicher Arbeit mit dem unter Vorgänger George Kingston regelrecht
gestrandeten Nationalteam hat er von sich aus, wie von offizieller DEB-Seite veröffentlicht, die
Gültigkeit seines Vertrages nicht mehr verlängern wollen. Laut dpa erklärte der gebürtige Bad
Tölzer: “Ich habe es nicht nötig, mir von irgendwelchen Fachjournalisten vorwerfen zu lassen, dass
mein System falsch oder meine Doppelfunktion als Trainer der Kölner Haie und Bundestrainer
schädlich sei. Es wird nicht sachlich kritisiert, es werden Lügen verbreitet. Ich werde mich von
diesen Leuten nicht anpinkeln lassen.” Im Kölner “Express” wird Sportdirektor Franz Reindl zitiert:
“Er (Zach/Anm.d.Red.) ist emotional sehr betroffen, weil ständig unterschwellige Vorwürfe und
Unterstellungen von anderen Klubs kamen, dass er Kölner Spieler für das Nationalteam bevorzugt.”
Fazit: Alle haben Schuld, nur nicht Zach selbst. Von Selbstkritik, auch jener der ganz leisen Art,
keine Spur. Schade, denn Hans Zach ist ein Großer in vielerlei Hinsicht. Nur... Hätte er nicht richtige
Größe bewiesen, wenn er, und sei es nur ein einziges Mal, nicht den Unfehlbaren herausgekehrt
hätte?
Zwischen dem Amtsantritt 1998 mit dem ersten Turnier im nebligen Laibach, als er den Abstieg aus
der A-Gruppe quittieren musste, und dem Rückschritt in der soeben absolvierten WM lagen viele
Erfolgsjahre, die das Produkt von harter Arbeit und großem Engagement des Bundestrainers
bildeten. Zach hat immer wieder Spielpraxis für einheimische Spieler gefordert. Und da steter
Tropfen den Stein höhlt, fand er auch Gehör bei den DEL-Gewaltigen. Man stelle sich vor: Zur
Amtsübernahme Zachs waren lediglich fünf(!) Deutsche pro Team ein Muss! Vor sechs Jahren war
gar nicht daran zu denken, dass einmal eine Zeit kommen würde, in der die Namen von nur elf
Ausländern auf dem Spielberichtsbogen erscheinen dürfen. Auch das war größtenteils Zachs
Verdienst.
Wie es auch sei, jetzt muss ein “Neuer” her, der die Adlerträger im Fahrwasser hält. Wer bietet sich
an? Ein Deutscher mit Zachs Ausstrahlung ist (noch) nicht in Sicht. Der Mannheimer Chefcoach Helmut de Raaf ist nicht lange genug im Geschäft, Eishockey-Legende Erich
Kühnhackl hatte vor 14 Jahren seine Chance nicht genutzt und musste den Platz für den
griesgrämigen Ladislav Olejnik räumen, Bernie Englbrecht hat Probleme mit seinem Benehmen, Didi
Hegen muss erst einmal an der Bande eines DEL-Vereins stehen. Auch der stets vornehme und leise
auftretende Ernst Höfner als Bundestrainer der Senioren ist schwer vorstellbar. Wir brauchen auch
keine “Weltmeister” wie vor 13 Jahren den Tschechen Dr. Ludek Bukac (gewann Gold 1985), dem
der deutsche Nachwuchs irgendwo vorbeiging, was er sogar bekundete, oder wie drei Jahre später
den Kanadier George Kingston (war 1994 Weltmeister), dem die deutsche Sprache ein Buch mit
sieben Siegeln war. Das Anforderungsprofil des “Neuen” muss, grob gesagt, lauten: Kenntnis der
Liga, Praxis an der Bande, Nachweis erfolgreicher Arbeit mit jungen Spielern sowie Beherrschung
der deutschen Sprache, damit sich deutsche Nationalspieler in ihrer Kabine auch der Muttersprache
bedienen können. Und genau aus diesem Grunde gibt es wohl nur drei Kandidaten, als da wären
die DEL-Cheftrainer Greg Poss (Nürnberg), Pierre Pagé (Eisbären, der noch Nachholbedarf in der
deutschen Sprache hat) sowie Doug Mason (Iserlohn). (Werner Nieleck)