Ein besonderes DebütDeutschland - Lettland 4:0
„Das war schon eine coole Sache“, strahlte Yasin Ehliz von Thomas Sabo Ice Tigers. „Und dann noch 4:0 zu gewinnen. Das hat Spaß gemacht.“ Auch das Erstlingswerk mit zwei türkischstämmigen Nationalspielern ließ Ehliz lächeln. „Natürlich ist das etwas ganz Besonderes“, so der 20-Jährige, der aus Bad Tölz stammt – und dem seine bayrische Herkunft dabei am Dialekt deutlich anzumerken ist. Im Ruhrgebiet, wo er nun für Deutschland debütierte, spielen türkische Jungs zu 99 Prozent Fußball. „Ach“, lacht er, „bei uns in Bad Tölz spielen auch alle Türken Fußball. Ich hab‘ das auch irgendwann gemacht. Aber meine Eltern haben mich mit drei Jahren aufs Eis gestellt und ich hab’s wohl toll gefunden. Mit meinem Bruder haben sie das auch gemacht.“ So spielt der 15-jährige Aziz Ehliz für Bad Tölz in der Schüler-Bundesliga. „Wir sind auch die einzigen türkischen Jungs aus Tölz, die Eishockey spielen.“ Im Herkunftsland seiner Familie gibt es tatsächlich auch Eishockey. „Ja, das habe ich auch gehört. Dort habe ich aber noch nie ein Spiel gesehen“, lächelt er.
Doch nicht nur Ehliz‘ Herkunft ist auffällig. Marcel Müller, einer der erfahrenen Spieler, die den Perspektivkader anführten, war angetan von der Leistung der Jungen. „Ob Björn Krupp oder Philipp Riefers von den Haien oder auch Yasin Ehliz aus Nürnberg. Wir können zufrieden auf unsere jungen Spieler schauen.“ Und um doch einmal auf die Herkunftsparallele zurückzukommen: Krefelds Sinan Akdag, der nun schon öfter für Deutschland auflief, hat zwei bärenstarke Spiele abgeliefert. „Er hatte ja das ‚A‘ auf der Brust. Und diese Leaderrolle hat er auch angenommen“, so Bundestrainer Pat Cortina.
Ein anderer, der bei einem Zu-Null-Spiel logischerweise überzeugt hat, ist Torhüter Felix Brückmann. „Es ist immer ein tolles Gefühl, zu null zu spielen. Erst recht im Nationaltrikot. Zudem war es ja erst mein zweites Länderspiel. Aber die Jungs vor mir haben es mir ja auch einfach gemacht. Wir haben richtig gut verteidigt.“ Seine eigenen Ambitionen für weitere Länderspiele? „Das wäre schön. Aber auf dieser Position sind wir sehr gut besetzt. Und da sind noch einige erfahrene Torhüter vor mir. Daher hoffe ich, dass es die Länderspiele mit dem Perspektivkader öfter gibt. Das ist für junge Spieler eine tolle Sache, um sich auf diesem Niveau zu präsentieren.“
Da pflichtet ihm Bundestrainer Pat Cortina bei. „Es war wichtig zu sehen, dass die jungen Spieler einen guten Job gemacht haben und dass es für sie eine Ehre ist, für Deutschland zu spielen. Das macht es mir einfacher zu argumentieren, dass wir in diese Spieler mehr Ressourcen investieren müssen.“ So ist die verpasste Olympia-Qualifikation eine „Chance, Dinge zu reparieren, die repariert werden müssen.“
Auf dem Eis lieferten die Deutschen in einem nicht ganz so intensiven Spiel wie tags zuvor eine starke Leistung ab. „Im ersten Drittel lief es schon defensiv sehr gut, ab dem zweiten Drittel dann auch vorne“, so Cortina. Zweimal David Wolf und Daryl Boyle – Letzterer im Powerplay – schossen einen 3:0-Vorsprung heraus, den Matthias Plachta nach starker Vorarbeit von Marcel Müller in der letzten Minute auf 4:0 ausbaute. Verletzungsbedingt hatten auch die Letten viele junge Spieler dabei. „Zudem haben wir noch einige Spieler in Nordamerika. Vom aktuellen Kader werden ungefähr acht mit nach Sotschi fahren. Aber ich kann nur sagen, dass Deutschland dieses Spiel völlig verdient gewonnen hat“, sagte Lettlands Trainer Tom Coolen.
Tore:
1:0 (22:00) David Wolf (Florian Kettemer)
2:0 (32:35) Daryl Boyle (Jerome Flaake, David Wolf/5-4)
3:0 (38:37) David Wolf (Jerome Flaake, Garrett Festerling)
4:0 (59:04) Matthias Plachta (Marcel Müller, Alexander Weiß)
Strafen: Deutschland 12 + 10 (Patrick Hager), Lettland 10 + 10 (Arturs Ozolins)
Schiedsrichter: Marcus Brill, Bastian Haupt
Zuschauer: 2390