Deutschland-Cup 2003: Zuschauerrückgang bereitet Anlass zur Sorge
In der 16. Auflage des Deutschland-Cups hatten am Ende vor allem die US-Amerikaner etwas zu feiern. Gelang ihnen doch in Hannover überhaupt der allererste Erfolg bei diesem prestigeträchtigen Turnier.
Die Veranstaltung wurde von allen Beteiligten zwar aus sportlicher und
organisatorischer Sicht als großer Erfolg angesehen, der dramatische
Zuschauerrückgang im Vergleich zum Vorjahr macht den Verantwortlichen
jedoch Sorgen. Fanden sich 2002 noch 19.000 Zuschauer am Wochenende in
der Preussag Arena ein, so waren es in diesem Jahr nur 13.000
Eishockey-Fans, die an hochklassigem internationalen Eishockey
interessiert waren.
Auf der Abschluss-Pressekonferenz sprachen die Beteiligten die Probleme
auch mit deutlichen Worten an. Rafael Voigt, der Geschäftsführer der
Preussag Arena sprach von einem "sehr gelungenen Turnier. Es war schön,
nach so langer Abstinenz mal wieder Eishockeyluft in der Arena zu
schnuppern. Es war perfekt organisiert, nur der Zuschauerrrückgang ist
überraschend, nachdem der Vorverkauf besser lief als im Vorjahr. Wir
konnten insgesamt nur 13.000 Tickets absetzen, was zwar das zweitbeste
Ergebnis in den vier Jahren ist, aber im direkten Vergleich zum Vorjahr
leider ein Rückschritt ist. Es kamen kaum Spontan-Besucher, der
erwartete Ansturm auf die Tageskassen blieb aus. Das hat sicherlich auch
mit der allgemeinen wirtschaftlichen Lage in Deutschland zu tun, da die
Leute ihren Euro zweimal umdrehen, bevor sie ihn ausgeben. Die
Eintrittspreise sind gleich geblieben, daran kann es nicht gelegen
haben. Zumindest hatten die anwesenden Besucher Spaß an der
Veranstaltung, wie wir bei spontanen Befragungen erfahren haben und ich
muss sagen, dass die Fans eine großartige Leistung gezeigt haben, indem
sie teilweise für Stimmung gesorgt haben, bei der man trotz halbvoller
Halle das Gefühl hatte, wir wären ausverkauft. Kompliment an die Fans!"
DEB-Sportdirektor Franz Reindl fasste sich kürzer, stimmte Voigt aber in allen Punkten zu:
"Wir kamen nach Hannover, um uns stark zu präsentieren. Dieses Ziel
haben wir erreicht. Wir hatten ja im wesentlichen drei Kategorien von Spielern
zu testen. Zum einen die drei Torhüter, die ihre Sache allesamt
hervorragend gemacht haben, dann die Neulinge wie Schauer, Leask und
Furchner, die sich nahtlos ins Team einfügten und die Rückkehrer, die
ebenfalls ausgezeichnet gespielt haben. Somit kann ich im sportlichen
Bereich ein sehr positives Fazit ziehen. Der DEB hat sich bei diesem
Turnier prima präsentiert und wir haben auch vom Umfeld nur Lob bekommen.
Nur den Zuschauerrückgang haben wir so nicht erwartet. Aber wir werden
das analysieren und daran arbeiten, dass im kommenden Jahr mehr
Zuschauer den Weg in die Arena finden."
Teammanager Marco Stichnoth blies ins gleiche Horn: "Wir hatten aus
organisatorischer Seite viel zu tun und ich möchte noch einmal betonen,
dass ich sehr stolz auf meine Helfer bin, ohne deren Einsatz der
Turnierablauf nicht so reibungslos von statten gegangen wäre. Es stimmt
mich allerdings sehr traurig, dass der Hannoveraner es immer noch nicht
erkannt hat, dass es sich beim Deutschland-Cup um ein hochklassiges
Spitzensport-Turnier handelt, aber wir werden unsere Hausarbeiten machen
und versuchen, es den Hannoveranern bis zum nächsten Jahr deutlicher zu
vermitteln."
DEB-Präsident Hans-Ulrich Esken sah es grundsätzlich wie seine
Vorredner, brachte aber noch einen weiteren Aspekt in die Diskussion
ein: "Vom sportlichen her sind wir sehr zufrieden. Kanada hat gegen uns verdient gewonnen. Das Turnier war dennoch ein gelungener
Auftakt zur WM-Vorbereitung. Der Zuschaueraspekt ist allerdings ein
nicht zu vernachlässigendes Manko. Wir hatten unsere Sponsoren hierher
eingeladen und die haben mich auch gefragt, ob das mit dem mäßigen
Zuschauerzuspruch die Regel ist. So etwas ist natürlich nicht
wünschenswert und kann auf lange Sicht schwerwiegende negative Folgen
für die Nationalmannschaft haben. Die Kettenreaktion wäre fatal. Denn
weniger Zuschauer bedeutet auch geringeres Interesse bei Sponsoren, sich
zu engagieren, was wiederum weniger finanzielle Mittel für den DEB
bedeuten würde, was dann letztendlich den Fall in die
Bedeutungslosigkeit zur Folge hätte. Und das kann niemand wollen.
Positiv zu bewerten ist natürlich aus DEB- und Sponsorensicht die
Tatsache, dass Bilder von allen drei Begegnungen mit deutscher
Beteiligung im Free-TV übertragen wurden."
Doch Esken wies auf ein weiteres lokales Problem hin,
welches er mitverantwortlich für den Zuschauerrückgang machte. "Es steht
uns nicht zu, auf ortsinterne Dinge einzugehen, aber wir würden uns
wünschen, dass die ortsansässigen Eishockey-Vereine (Oberliga-Club
Hannover Indians und DEL-Club Hannover Scorpions) und die Preussag Arena
ihre Probleme miteinander ausräumen würden, damit alle Beteiligten hier
an einem Strang ziehen."
Zur Frage, ob der geringe Zuschauerzuspruch 2003 einen Einfluss auf die
Option der Vertragsverlängerung (der Vertrag läuft im nächsten Jahr aus)
um weitere fünf Jahre in Hannover hat, äußerten sich alle Beteiligten
mit einem klaren "Nein!". Esken begründete dies mit den Worten: "Ein
Stadtwechsel wäre nicht hilfreich für das Turnier. Wenn es an einem Ort
bleibt, hat es eine größere Perspektive für die Zukunft."
Die in Erwägung gezogene Aufstockung des Turniers auf sechs Mannschaften
ist aber zunächst einmal ad acta gelegt worden.
Insgesamt gesehen kann man den Verantwortlichen in allen Punkten
zustimmen. Der Deutschland-Cup 2003 war gewohnt gut organisiert und
sicherlich ein sportliches Highlight, zumal es nach wie vor das einzige
Turnier ist, dass das DEB-Team in der WM-Vorbereitung in Deutschland
spielt. Wenn man es bis zum nächsten Jahr schafft, den mysteriösen
Zuschauerrückgang aufzufangen und wieder mehr Fans in die Arena locken
kann, steht einer langen, erfolgreichen Zukunft des Deutschland-Cups in
Hannover nichts mehr im Wege.
(S. Palaser)