Dennis Seidenberg – Eishockey zwischen Strand und Everglades

Dennis Seidenberg arbeitet, wo andere Urlaub machen. Fort Lauderdale ist nur wenige Auto-Minuten entfernt, doch die touristischen Vorzüge seiner Wahlheimat kann der Eishockey-Nationalspieler gar nicht genießen. „Ich war erst einmal am Strand“, sagt der Verteidiger der Florida Panthers, „wir spielen viel zu oft, ich habe dafür keine Zeit.“
Aber auch ohne Sonnenbad am Atlantik ist der 28-Jährige im US-Sonnenstaat rundum zufrieden. „Es läuft sehr, sehr gut für mich“, berichtet Seidenberg, „ich genieße es, dass ich viel spiele und eine wichtige Rolle habe.“ Fast 25 Minuten steht der gebürtige Schwenninger für die Panthers in jedem Spiel auf dem Eis - immer dann, wenn die Stars des Gegners im Einsatz sind.
„Er blockt Schüsse und checkt hart – er ist einfach ein harter Kerl, den man nicht gerne als Gegner hat“, lobt Trainer Peter DeBoer den Deutschen, den sich die Panthers immerhin 2,25 Millionen Dollar im Jahr kosten lassen. Die Verpflichtung Seidenbergs hat sich für Florida gelohnt. Nicht zuletzt dank der starken Defensivleistungen des ehemaligen Mannheimers ist ein Play-off-Platz in Reichweite, sein Ex-Klub Carolina Hurricanes steht ohne ihn ganz am Ende der Tabelle.
Nicht nur aus sportlichen Gründen sieht Seidenberg den Umzug aus Raleigh, North Carolina nach Florida positiv. „Es ist wunderschön hier, du kommst aus dem Stadion in kurzer Hose, die Sonne scheint, es sind 25 Grad.“ Mit seiner amerikanischen Ehefrau Rebecca und dem zweijährigen Töchterchen Story wohnt er in Plantation, günstig gelegen zwischen Fort Lauderdale, der Trainingshalle in Coral Springs und dem Stadion in Sunrise, „dort fangen schon die Everglades an, einen Alligator habe ich aber noch nicht gesehen.“
Für Seidenberg, der seit 2002 über 350 NHL-Spiele bestritten hat, ist Amerika längst zur Heimat geworden. „Ich bin schon seit drei Jahren nicht mehr in Deutschland gewesen“, sagt er. Den Sommer verbringt er nicht wie seine deutschen Kollegen in der alten Heimat, sondern bei den Schwiegereltern in New Jersey.
Obwohl er erst in seiner siebten NHL-Saison ist, hat er schon mehr gesehen als andere. Florida ist bereits seine vierte Station in der stärksten Eishockey-Liga der Welt. In Philadelphia erlebte er „eine absolute Eishockey-Stadt“, in Phoenix die Eishockey-Legende Wayne Gretzky als Trainer („Als Spieler war er der Beste, als Coach konnte er es nicht umsetzen, ohne ihn ist Phoenix wesentlich erfolgreicher“) und in Carolina das Stanley-Cup-Halbfinale.
„Er war überall Stammspieler, das zeigt, aus welchem Holz er geschnitzt ist“, sagt Bundestrainer Uwe Krupp, der Seidenberg bei den Olympischen Spiele in Vancouver in einer Führungsrolle erwartet. Bei seiner dritten Olympia-Teilnahme ist er längst „ein gestandener NHL-Spieler“.