DEB lädt zum „klärenden Gespräch“
Nach den Ereignissen der letzten Tage und
Wochen hatte der Deutsche Eishockey Bund (DEB) heute Mittag in Halifax zu einem
„klärenden Gespräch“ mit der Presse geladen. Präsident Hans-Ulrich Esken, die
Vizepräsidenten Uwe Harnos und Bodo Lauterjung sowie Sportdirektor Franz Reindl
erläuterten den aktuellen Stand in den Fällen um Florian Busch und Jason
Holland.
Nachdem aus Deutschland
Rücktrittsforderungen nach Halifax getragen wurden, betonten Trainer und Spieler
zuvor noch einmal ihre Loyalität zum DEB-Präsidium. Bundestrainer Uwe Krupp
hatte bereits gestern nach der bitteren Niederlage gegen Norwegen seine
Rückendeckung für den Deutschen Eishockey Bund ausgesprochen und verdeutlicht,
dass „man mit Schuldzuweisungen vorsichtig sein sollte, denn jeder macht
schließlich mal einen Fehler“. Auch Torwart Robert Müller konnte die
Rücktrittsspekulationen um das Präsidium nur mit einem Lachen abtun. Er nahm
insbesondere Sportdirektor Franz Reindl, der sich selbst die Hauptschuld an der
Misere um Jason Holland gab, in Schutz: „Spekulationen um einen Rücktritt sind
total lächerlich. Sicher war das gestern eine kuriose Sache, aber Fehler
passieren nun mal, auch, wenn sie es eigentlich nicht dürfen. Ich denke nicht,
dass wir uns Sorgen um einen Rücktritt machen müssen. Die Mannschaft steht
jedenfalls geschlossen hinter Reindl und dem Präsidium.“
Wie sieht es also aus im Fall
Busch?
DEB-Vizepräsident Uwe Harnos: „Die NADA
war im Fall Busch mit der Entscheidung des unabhängigen Disziplinarorgans, das
der DEB für solche Fälle eingerichtet hat, nicht einverstanden. Bis heute hat
die NADA allerdings keine Rechtsmittel gegen diese Entscheidung eingelegt. Das
ist für den DEB nicht nachvollziehbar. Die Kommission hat nach besten Wissen und
Gewissen entschieden. Von einer Sperre wären wir nicht überzeugt gewesen, es
wäre die - aus unserer Sicht - falsche Entscheidung gewesen.“
DEB-Sportdirektor Franz Reindl: „Wir
fordern die NADA auf, Rechtsmittel einzulegen. Wir machen alles mit, akzeptieren
jede Entscheidung.“ Der DEB betonte, dass man die Entscheidung, Busch nicht zu
sperren, nach den neuen Statuten des 2009 in Kraft tretenden NADA-Codes
(Stichwort: Individual Case Management) getroffen habe.
Das Präsidium nahm außerdem Stellung zum
Vorwurf der NADA, dass neun deutsche Spieler nicht bei der Agentur gemeldet
seien. „Jedes Jahr erhält der Olympische Sportbund vom DEB eine Liste mit
maximal 28 Spielern. Diese Spieler genießen dann den Vorteil der ganzjährigen
Betreuung“, erklärte Reindl. Da aber beispielsweise die NHL-Spieler gar nicht in
Deutschland wären, würden sie auch nicht auf dieser Liste geführt. „Sonst würden
sie anderen ja den Platz wegnehmen.“ Sturm und Co. stehen ihrerseits auf den
Listen der NHL. Reindl betonte noch einmal: „Jeder unserer Spieler steht auf
irgendeiner Liste - 100% der deutschen Nationalspieler sind bei der WADA erfasst
sind.“
Zum Fall Jason Holland, dem gestern die
Spielberechtigung entzogen wurde, da er bereits 1996 bei einer
IIHF-Weltmeisterschaft für Kanada (U20) aufgelaufen war, betonte Reindl, dass
die Summer der Fehler ausschlaggebend für die Entscheidung der IIHF gewesen sei.
„Ich nehme die Schuld auf mich, es war ein unverzeihlicher Fehler meiner Person.
Jason Holland war sich des Verstoßes nicht bewusst, er dachte, die Regelung
bezöge sich ausschließlich auf den Senioren-Bereich. Wir haben das nicht 100%ig
abgesichert. Die IIHF hat die Berechtigung am Ende ausgestellt. Die Summe dieser
Fehler war entscheidend für die IIHF.“
Reindl gab zu, sich Gedanken um
persönliche Konsequenzen gemacht zu haben. „Aber wenn man von Seiten der
Mannschaft, vom Trainer und vom Präsidium Unterstützung erhält, ist das
überragend und hilft einem weiter.“
Wie will der DEB den entstandenen Schaden
nun beheben?
Uwe Harnos: „Den ersten Schritt gehen wir
am 16.05. in Frankfurt. Dort wird ein Treffen der NADA und des DEB unter der
Aufsicht des Deutschen Olympischen Sport Bundes stattfinden. Dort wollen wir die
Trainingskontrollvereinbarungen wieder in Kraft setzen oder neu auflegen. Dem
Bundesinnenministerium werden wir alle Sachverhalte detailliert darlegen, um
gemeinsam ein Einvernehmen zu erzielen. Danach können wir unsere Konzentration
dann wieder voll auf den Sport richten.“
Die deutschen Fans nahmen die Ereignisse
in Halifax mit einer gehörigen Portion Galgenhumor auf: „Ohne Holland fahr’n wir
zur WM“, skandierten sie vor dem Spiel gegen Norwegen. Bleibt zu hoffen, dass
der DEB seine Schlichtungsversuche nutzt und es nicht bald heißt: Ohne
Deutschland fahr’n wir zu Olympia.
Leona Malorny