Das „Wunder von Frankfurt“: Neue DEB-Satzung stehtEntscheidung nach sechseinhalb Stunden
Lutz Michel nahm nach einer 90-minütigen Pause der DEB-Mitgliederversammlung wieder Platz. „Wenn das jetzt klappt“, sagte der Präsident des sächsischen Verbandes, „dann ist das das Wunder von Frankfurt.“ Er selbst wurde sozusagen zum „Held von Frankfurt“. Denn als die Abstimmung über die neue Satzung des Deutschen Eishockey-Bundes zu scheitern und der Verband damit in die Insolvenz zu scheitern drohte, machte Michel den Vorschlag, dass sich die LEV-Präsidenten und das DEB-Präsidium zusammensetzen, um zu einem Kompromiss zu kommen. Das hat geklappt: Mit einem noch bestehenden Vorbehalt bleibt für diesen 18. April 2015 festzuhalten: Der DEB ist offenbar gerettet.
Die wichtigsten Punkte hatte DEB-Präsident Franz Reindl im Interview mit Hockeyweb bereits dargelegt: Die Proficlubs der DEL und DEL2 werden zur neuen Saison ordentliche Mitglieder des Verbandes und bringen gemeinsam rund 210.000 Euro im Jahr auf. Dazu soll es eine Lizenzgebühr für Spieler geben, die sich im Schnitt bei rund zehn Euro im Jahr bewegt. Auf diesem Weg werden rund 300.000 Euro generiert. Mit den reduzierten Abgaben gegenüber den Landesverbänden stehen dem DEB rund 700.000 Euro mehr pro Jahr zur Verfügung. Doch erst bei der von Michel initiierten „Klein-Tagung“ der Präsidenten wurde der Durchbruch geschafft. Es gab einige Änderungen in der Gebührenordnung – und in der Satzung. So wurde auch noch einmal formal sowohl für die Landesverbände als auch für die Clubs der Deutschen Eishockey-Liga eine Sperrminorität für mögliche künftige Satzungsänderungen festgeschrieben, sodass gegen den mehrheitlichen Willen der jeweiligen DEB-Mitgliedergruppe keine Satzungsbeschlüsse getroffen werden können.
Einen Vorbehalt gibt es aber noch: Aus „haftungsrechtlichen Gründen“ werden die Landes-Eissport-Verbände bis zum 1. September Versammlungen einberufen, bei der sich die Präsidenten der LEVs die Zustimmung zu ihre Entscheidung holen müssen.
„Mit all dem kann ich leben“, sagte DEB-Schatzmeiter Berthold Wipfler, der zuvor in drastischen und äußerst klaren Worten geschildert hatte, wie es ohne diese Satzungsänderung um die finanzielle Zukunft des DEB bestellt ist. So wäre wohl schon in kürzester Zeit der Gang zum Insolvenzgericht nötig gewesen – eine Einschätzung, die Wirtschaftsprüfer Peter-Jürgen Hickmann ebenso deutlich unterstrich. Wipfler weiter: „Ich muss mich nun noch bis zum 1. September gedulden, aber auch mit allen Änderungen kann man festhalten, dass der Verband damit auf lange Sicht abgesichert ist.“
Nach der gemeinsamen Absprache war das Abstimmungsergebnis bemerkenswert. Ohne Gegenstimmen und Enthaltungen wurden die neue Satzung sowie die diversen Ordnungen einstimmig beschlossen. „Das ist ein überwältigendes Ergebnis“, strahlte Reindl nach dem sechseinhalbstündigen Sitzungsmarathon. „Das ist ein Fingerzeig für das gesamte Eishockey. Aber jetzt geht die Arbeit erst los“, so Reindl. Denn nun geht es darum, fünf hauptamtliche Nachwuchsbundestrainer zu beschäftigen, die nach dem Sportkonzept Powerplay 26 auch direkt in die Nachwuchsarbeit der DEB-Mitgliedsvereine eingebunden werden sollen.
Der Beschluss ist freilich auch historisch. „Ich glaube der Knall war im Herbst 1996“, versuchte sich DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke an das Datum zu erinnern, als die DEL-Clubs aus dem DEB ausschieden. Nun kehren sie zurück als Mitglieder des Deutschen Eishockey-Bundes. Zur Erläuterung: Die Selbstständigkeit der beiden Profiligen bleibt dadurch unangetastet. „Wir wollen unserer Verantwortung für das gesamte deutsche Eishockey gerecht werden.“ Das gilt finanziell – wie für das DEL-Nachwuchskonzept mit Uli Liebsch, das wohl auch als Vorbild für das Powerplay-26-Konzept gesehen werden kann, wenn es um die direkte Betreuung der Clubs geht.
Ärger gab es doch noch. Als Gast war Lothar Grabe, Vorsitzender der Eisadler Dortmund, eines Vereins im LEV Nordrhein-Westfalen dabei. Nach der Pause wurde ein Passus der Satzung wieder geändert, der in der ursprünglichen Fassung den Eishockey-Obleuten der LEVs die Teilnahmeberechtigung an DEB-Versammlungen eingeräumt hätte. Das wurde aus verbandsrechtlichen Gründen gekippt – sehr zum Ärger des Dortmunder Vorsitzenden, der daraufhin den Raum verließ.
Interessant dabei: Die neue Satzung erlaubt neben den großen Landes-Eissport-Verbänden nun theoretisch auch die Aufnahme reiner Landes-Eishockey-Verbände. Wer weiß, wie groß der Unmut in Nordrhein-Westfalen wirklich ist.
Formal ist damit ab der neuen Saison auch der DEB für alle Oberligen zuständig. So steht es zumindest in der neuen Satzung.