Bundestrainer Marco Sturm zittert um Leon DraisaitlProblem ist die hohe Versicherungssumme für den NHL-Star
![Bundestrainer Marco Sturm und Eisbären-Legende freuen sich auf das Länderspiel gegen Frankreich im Wellblechpalast und das Trainingslager in Berlin. (picture alliance/Gregor Fischer/dpa)](/index.php?rex_media_type=hw_article_image&rex_media_file=100938255.jpg)
Rund einen Monat ist es her, dass die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft mit dem Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen Geschichte geschrieben und hierzulande eine neue Eishockey-Euphorie entfacht hat. Während die Nationalspieler bei ihren Clubs nun mitten in den DEL-Play-offs stehen, bereitet sich der Vater des Erfolges von Pyeongchang, Bundestrainer Marco Sturm, bereits auf den nächsten Höhepunkt vor: Die 2018 IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft in Dänemark (4. – 20. Mai 2018). Der 39 Jahre alte Chef-Coach plant derzeit die am 2.April beginnende Vorbereitungsphase. Im Rahmen des Euro Hockey Challenge geht es für die Nationalmannschaft zunächst ins russische Sotschi, wo gegen Gastgeber Russland zweimal die Möglichkeit für eine Olympia-Revanche besteht. Im Anschluss daran tritt die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes e.V. (DEB) vier Mal in Folge vor eigenem Publikum an: In Weißwasser (14. April) und Dresden (15. April) gegen die Slowakei sowie eine Woche später gegen Frankreich in Wolfsburg (19.4.) und in Berlin (21.4.). Am Ende der Vorbereitung reist die Nationalmannschaft dann noch für zwei Vergleiche nach Dänemark.
„Wir wollen noch gegen die Dänen und Südkorea testen“, erklärt Sturm. Der sich vor allem auf den Vergleich gegen Frankreich im legendären Wellblechpalast freut, in dem das DEB-Team auch sein Hauptquartier aufschlägt. „Ich war schon als Spieler dort, auch beim Abschiedsspiel von Sven Felski. Tolle, lautstarke Fans. Der Welli ist ein echter Hexenkessel.“ Eisbären-Legende Felski werkelt fleißig in Hintergrund. Logisch, ist doch der Welli sein Wohnzimmer: „Wir sind unglaublich stolz, dass das Nationalteam nach Berlin kommt. Es gibt viel zu koordinieren. Das geht beim Starkstromkabel los. Noch gibt es 400-500 Stehplatzkarten. Wir rechnen mit einer ausverkauften Halle“, sagt Felle.
Als mögliche Kandidaten aus der NHL gelten unter anderem Torhüter Thomas Greiss, Verteidiger Dennis Seidenberg (beide New York Islanders) und Leon Draisaitl (Edmonton Oilers). Beim Stürmerstar könnte es allerdings Probleme geben: „Das ist ja nicht mehr der Leon Draisaitl, der 700.000 Dollar verdient, sondern einen 60-Millionen-Vertrag in der Tasche hat. Deswegen werden auch die Versicherungen entsprechend hoch sein. Da muss man mal schauen“, hat Sturm Zweifel. Dass der eine oder andere Silbermedaillengewinner von Südkorea nicht für die WM nominiert werden wird, sei Teil des Geschäfts, meint Sturm: „Sie wissen, dass sie Platz machen müssen, wenn ein NHL-Spieler kommt. Daran hat auch Olympia-Silber nicht geändert.“
Über seine eigene Zukunft macht er sich im Moment keine Gedanken. „Natürlich ist die NHL immer ein Thema. Ob als Spieler oder Trainer. Momentan bin ich aber Bundestrainer. Und stolz darauf. Nach der WM sehen wir weiter.“ Natürlich weiß auch Sturm, dass der Erwartungsdruck in der Öffentlichkeit gestiegen ist. Doch er bleibt realistisch: „Wir freuen uns, dass die Nationalmannschaft jetzt ganz anders wahrgenommen wird. Und darüber freuen wir uns. Trotz aller Euphorie dürfen wir aber nicht vergessen, dass der Erfolg von Pyeongchang nicht automatisch bedeutet, dass wir ab sofort bei einer WM oder einem anderen Turnier zu den Favoriten zählen. Andere Nationen sind besser. Und das wird auch so bleiben. Für uns geht es auch in Dänemark zunächst darum, unseren aktuellen Weltranglistenplatz 7 zu verteidigen. Das wird schwer genug. Schließlich nimmt uns kein Gegner mehr auf die leichte Schulter. Uns weht jetzt ein anderer Wind entgegen.“ So sieht Sturm die Tests in Sotschi zum Beispiel auch nicht als Olympia-Revanche: „Das sind unterschiedliche Mannschaften. Dies wird auch bei der WM der Fall sein.“
Bleibt zum Abschluss noch die Frage, wen Sturm als Favoriten auf den Meistertitel in der DEL sieht. Er bleibt diplomatisch: „Ich muss zugeben, dass München und Berlin ihre Klasse gezeigt haben. Aber in den Play-offs kann alles passieren.“