Auch der KönigPalast bringt Poss kein Glück
Es war wie immer seit dem Amtsantritt des neuen
Bundestrainers Greg Poss: Das Nationalteam hat auch gegen Kanada gut gespielt,
aber verloren. Fast 8000 erwartungsvolle Zuschauer hatten den KönigPalast bis
auf den letzten Platz gefüllt, und das trotz gleichzeitig stattfindendem
Fußball-Länderspiel im benachbarten Düsseldorf. Diese neue Arena stellt ein
weiteres Schmuckkästchen in der mittlerweile recht vielfältigen deutschen
Eishallenlandschaft dar. Alles wäre perfekt in Krefelds neuer Halle, wenn sie
nicht auch solch ein unsägliches Schutznetz zieren würde, das die Sicht stark
einschränkt. Kein Wunder, dass das Fernsehen Übertragungen aus diesem
rheinischen Käfig ablehnt!
Trotz der Sichtbehinderung konnte man aber doch erkennen,
dass sich das deutsche Team sehr viel Mühe gab, ihrem Coach endlich mal einen
Länderspielsieg zu schenken. Zwar haben sich laut Kapitän Jochen Hecht noch
nicht alle Spieler an das Poss´sche Offensivsystem gewöhnt, dennoch sahen die
Angriffsbemühungen schon sehr gut aus. Doch getreu dem viel zitierten Motto
„zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu“ erzielten die
kanadischen Gäste praktisch mit dem ersten Angriff die Führung, während die
deutsche Mannschaft trotz bester Möglichkeiten immer wieder am eigenen
Unvermögen oder am überragenden Goalie Corey Hirsch scheiterte. Diese mangelnde
Chancenauswertung war Greg Poss dann auch sichtlich auf den Magen geschlagen.
Zwar versuchte er, gute Miene zu machen, er bemängelte aber doch die fehlende
Konzentration seiner Mannen beim Abschluss: „Wir vergeben einfach zu viele
Chancen“, analysierte er. „Vor dem Tor müssen wir zu hundert Prozent
konzentriert sein und effektiver werden.“ Nur ein einziges Mal war bei einem
Powerplaytor durch Sven Felski diese Konzentration da. Eine ziemlich klägliche
Ausbeute!
Ein wenig mehr Konzentration könnte auch Torwart Robert
Müller nicht schaden, der es wohl vor heimischem Publikum zu gut machen wollte.
Zweimal ließ er, ausgerechnet als die deutsche Mannschaft auf die Führung
drängte, relativ harmlose Schüsse durch die Fanghand rutschen. Das Maß voll
machte dann allerdings sein Fehler zum 1:4 kurz vor Schluss, als er wieder
einmal einen völlig unmotivierten Ausflug hinter sein Tor machte, die Scheibe
dabei verlor, sodass Greg Leeb keine Mühe hatte, ins leere Tor zu schießen. Wie
sagte doch ein Fan auf der Tribüne: „Müller fehlt die wichtigste Eigenschaft
eines Torhüters: Er strahlt einfach keine Ruhe aus.“ Auch Trainer Poss hat
natürlich die Aussetzer seines Goalies bemerkt. Allerdings übte er keine
öffentliche Kritik: „Wir gewinnen als Team und verlieren als Team.“ Insgeheim dürfte er jedoch froh sein, dass Olaf Kölzig (er
gibt sein diesjähriges Debüt beim Vier-Länder-Turnier in Budapest) wieder im
Lande ist, zumal Oliver Jonas krankheitsbedingt ausfällt.
Es gab am Mittwochabend aber auch viel Positives zu sehen,
vor allem die Leistung der „jungen Wilden“. So überraschte etwa Stefan Schauer an der Seite des Routiniers
Bob Leask (für den wohl die Saison nach einer schweren Knieverletzung vorbei
sein dürfte) mit einer überzeugenden Partie. Und auch der 20-Jährige Marcus
Kink, der gegen Kanada sein erstes A-Länderspiel überhaupt bestritt, zeigte
eine solide Leistung. Der Kapitän der U-20 war zwar von der Schnelligkeit und
Härte des Spieles mächtig beeindruckt, kämpfte aber wacker mit. „Der Sprung von
der U-20 ins A-Team ist schon riesig“, bekannte er nach dem Spiel. „Ich hatte
zwar noch Anpassungsschwierigkeiten, war aber letztlich doch ganz zufrieden. Auf
dieser Leistung kann man aufbauen.“ Mit
diesem Selbstbewusstsein kann es der Mannheimer weit bringen!
Am Wochenende steht nun in Budapest das bereits
angesprochene Turnier mit drei Spielen an drei Tagen auf dem Programm. Neben
Kölzig dürfte auch wieder Marco Sturm mitspielen, der in Krefeld eine Pause
eingelegt hat. Trotz des Fehlens von Leask (Petermann wurde nachnominiert) und
Lüdemann (Rücktritt aus der Nationalmannschaft) stehen damit die Chancen ganz
gut, endlich den ersten Sieg unter Poss zu feiern. Verdient hätte es der
ehrgeizige Bundestrainer auf jeden Fall!
(an - Foto: City-Press)